Wolfgang-Heilmann-Preis geht an Bildungsutopie „NeoUniversity“
Am 24.04.2021 hat die Integrata-Stiftung wieder ihren Wolfgang-Heilmann-Preis vergeben, in diesem Jahr unter dem Motto Humane Utopie als Gestaltungsrahmen für die Nach-Corona-Gesellschaft. Mit dem ersten Preis wurde die Bildungsutopie NeoUniversity ausgezeichnet.
Die Projekte von Welf Schröter, Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf und Dr. Oliver Klöck wurden mit einem Anerkennungspreis geehrt.
Preisträger
NeoUniversity ist eine Bildungsutopie für die Post-Corona-Gesellschaft, bei der die sinnhafte Nutzung von KI im Mittelpunkt steht. Um künstliche und menschliche Intelligenz zu einer Synthese zu verbinden, wird Lernenden ein KI-basierter Bildungsavatar zur Seite gestellt. Bildungsprozesse werden adaptiver, individueller und ganzheitlicher. Die NeoUniversity basiert auf vorgängigen Forschungsfeldern wie „Programmiertem Unterricht“, „Multimedialen und telemedialen Lernumgebungen“, „Hypermedialen Lernsystemen“ bzw. „Intelligenten Tutoriellen Systemen“ (ITS). Sie nutzt zudem sprachbasierte, interaktive Erinnerungsavatare, die bereits praktisch erprobt werden. Die Einbettung des Projekts in reale Bildungsumgebungen schafft eine lebensdienliche Lehr-Lern-Umgebung und versteht sich als Beitrag eines transformativen Zivilisationsdesigns.
Zur Person: Prof. Dr. Stefan Selke lehrt Soziologie und gesellschaftlichen Wandel an der Hochschule Furtwangen. Er studierte Luft- und Raumfahrttechnik und promovierte in Soziologie. Gegenwärtig leitet er mehrere Projekte zum digitalen Wandel. Als disziplinärer Grenzgänger ist Selke regelmäßig auch außerhalb der Wissenschaft präsent. Seine zentralen Forschungsthemen sind öffentliche Wissenschaft sowie Utopien.
Anerkennungspreise
Forum Soziale Technikgestaltung
Zur Stärkung der Gestaltungskompetenz von Menschen in Arbeitswelt und Zivilgesellschaft wurde das ehrenamtliche Personennetzwerk „Forum Soziale Technikgestaltung“ 1991 gegründet. Es unterstützt Beschäftigte in Industrie, privaten und öffentlichen Dienstleistungen, großen und kleinen Betriebe, Handwerk und Kommunen genauso wie Bürgerinnen und Bürger in gesellschaftlichen Organisationen, in Kirchen und in der kommunalen Demokratie. In den neunziger Jahren initiierten FST und Deutschen Telekom die „Anwenderplattform Telearbeit Baden-Württemberg“, an der sich Ministerien, Sozialpartner, Kammern und Forschungsprojekte beteiligten. Parallel gab das FST den Anstoß zum Verbund „Soziale Innovationen in der Informationsgesellschaft (SII)“, in der sich über dreißig Einrichtungen und Träger sozialer Inklusionsarbeit zusammenfanden.
Heute wirken im FST mehr als 4.600 Frauen und Männer aus Betriebs- und Personalräten sowie Belegschaften und aus bürgerschaftlichen Gruppen. Das FST ist an den DGB Baden-Württemberg angelehnt. Die ehrenamtliche Leitung liegt bei Welf Schröter. Das FST arbeitet an der partizipativen Gestaltung algorithmischer Steuerungs- und Entscheidungssysteme. Dreißig generische Kriterien für die Nutzung solche Systeme in Betrieb und Gesellschaft wurden seit 2015 entwickelt.
Mit der Initiative „Next Normal Legal“ stößt die Wirtschaftskanzlei Taylor Wessing einen interdisziplinären Dialog zur gesellschaftlichen, rechtlichen und wirtschaftlichen Situation nach Corona an. Ob Telemedizin oder Homeoffice – die Pandemie löste einen branchenübergreifenden Digitalisierungsschub aus. Mit dieser „neuen Normalität“ entstehen gesellschaftliche und unternehmerische Herausforderungen und Chancen, insbesondere durch Einbindung innovativer Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Blockchain und Robotik.
Im Zentrum der Initiative steht ein Whitepaper mit Thesen zu diesem neuen Normalzustand. Es basiert auf der qualitativen Auswertung zahlreicher Experteninterviews mit den Partnern unserer Kanzlei, die mit ihren Mandanten aus unterschiedlichen Branchen täglich im Austausch zu aktuellen Rechtsfragen stehen. Diese Themen diskutieren wir in öffentlichen Impulsdiskussionen mit Vertreter*innen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, um ganzheitliche IT-gestützte Lösungsansätze für erhöhte Krisenresilienz zu entwickeln.
Mit „Next Normal Legal“ möchten wir einen ethischen, rechtlichen und ökonomischen Rahmen für eine verbesserte Lebensqualität – z.B. bei der Gestaltung der Krankenhauslandschaft oder des Arbeitsplatzes der Zukunft – für uns alle abstecken.
Prof. Dr.-Ing. Peter Burggräf ist in seiner Position als Professor, CEO und Gründer entschlossen, Wirtschaft, Wissenschaft und Lehre zu vereinen. Mit der Gründung des Campus Buschhütten ist hierfür ein wichtiger Meilenstein gelegt.
Prof. Burggräfs Kernforschungsgebiet am Lehrstuhl ist das Cyber Production Management (CPM). CPM steht für die Fusion von Mensch und Maschine in zukünftigen Managementansätzen. Hierbei werden der Menschen und die KI zunehmend gleichberechtigt bzw. gleichbedeutend die Geschicke produzierender Unternehmen lenken. Demnach werden bis 2040 80% der traditionellen Managemententscheidungen durch den Computer erfolgen. Dies wird nicht nur der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dienen, sondern muss auch jedem involvierten Individuum zu Gute kommen. Prof. Burggräf sieht seine Mission darin, die neue Realität ganzheitlich abzubilden und erforschbar zu machen. Dank der Nähe zum Campus Buschhütten können neue Managementmodelle in kontrollierter Umgebung erprobt und in die aktive Lehre des Lehrstuhls integriert sowie der Wirtschaft zugänglich gemacht werden.
In welcher Art digitalisierter Gesellschaft wollen wir leben? Wie können und sollten IT- und insbesondere KI-gestützte Anwendungen dazu beitragen, die Welt von morgen humaner zu gestalten und die Lebensqualität möglichst vieler Menschen zu steigern? Mit dem Wolfgang-Heilmann-Preis 2021 zeichnete die Integrata-Stiftung Visionäre und Vordenker aus, die ambitionierte grundsätzlich aber auch realisierbare Zukunftsentwürfe für eine digitalisierte Gesellschaft entwickeln.
Diesem Anspruch wurden alle Nominierten in besonderem Maße gerecht. Wir bedanken uns für das Engagement aller, die an den vorgestellten Projekten tatkräftig mitarbeiten.