Trivialisierungsanstalten und ihre Angst vor dem kritischen Bewusstsein

Warum bekommt man immer gute Noten in der Schule, wenn man die Erwartung der Lehrer und Lehrerinnen erfüllt? Hat dies damit zu tun, dass wir dem Zeitalter der Roboter entgegeneilen? Schließlich will der Mensch nicht weniger gut funktionieren als ein Roboter.
Aber Menschen, die gut funktionieren, haben eine Grenze sichtbar gemacht. Wer sie überschreitet, erlebt sich als nicht-triviale Maschine. Während die triviale Maschine wie ein Tempomat im Auto funktioniert – dort stellt man eine Geschwindigkeit ein und das Auto beschleunigt, wenn es langsamer wird, bremst aber ab, wenn es schneller wird -, verändern nicht-triviale-Systeme die Verarbeitungsregeln nach selbst veränderten Mustern. Sie würden Ihr Auto für verrückt halten, wenn es nach eigenen Regeln die Geschwindigkeit im Tempomat einstellte. Und daher halten viele auch Menschen für verrückt, wenn sie von außen vorgegebene Verarbeitungsregeln selbstständig ändern. Das musste jüngst sogar der allmächtige Mann aus dem Kreml erfahren, als er seine Soldaten zum Krieg in die Ukraine schickten: Statt zu kämpfen, haben viele sich bereitwillig mit ihrem Brudervolk verbündet. In diesem Vortrag erfahren wir die Denkbewegungen, die es erlauben, unsere Welt als ein nicht-triviales System zu verstehen. Es wird immer klarer, dass sich ein noch so ausgeklügeltes Programm nicht in die Realität umsetzen lässt, ohne mit der eigenständigen Veränderung von Verarbeitungsregeln in der Welt zu rechnen.
Trivialisierungsanstalten
Klaus Jürgen Grün
Foto: © Julia Sellmann

Klaus-Jürgen Grün ist außerplanmäßiger Professor für Philosophie an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main sowie Gründer und Leiter des Philosophisches Kollegs für Führungskräfte (www.philkoll.de). In diesen Bereichen und als Vizepräsident des Ethikverbands der deutschen Wirtschaft e.V. befasst er sich auch mit der Frage, wie Menschen damit umgehen, wenn sie zwischen Mensch und Maschine nicht mehr unterscheiden können.

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